In Kenntnis der Vielfalt der Aspekte von Unterricht am Berufskolleg insgesamt und in Anerkennung unterrichtspraktischer Ergebnisse der empirischen Lehr-Lern-Forschung.[1] betonen wir in besonderer Weise folgende Kennzeichen zukunftsorientierten gesunden Unterrichts am EGB: „selbstgesteuert – problemorientiert – differenziert“.
Wo die Welt verstehbar, bedeutsam und handhabbar ist, sind Wohlbefinden und Gesundheit möglich.
Zur umfassenden beruflichen Handlungskompetenz gehören zukünftig weitaus mehr als heute teamorientiertes Arbeiten, vernetztes Denken, Eigeninitiative, Flexibilität und Innovationsfreude. Veränderte Welten fordern veränderten Unterricht heraus: „Moderne Wissensvermittlung muss situativ, personalisiert und dynamisch-adaptiv erfolgen.“[2]
Insofern basiert zukunftsorientierter gesunder Unterricht am EGB auf den drei Grundprinzipien „selbstgesteuert, problemorientiert & differenziert“
Selbstgesteuert bedeutet dabei, dass der Handelnde wesentliche Entscheidungen, ob, was, wann, wie und woraufhin er lernt, gravierend und folgenreich beeinflussen kann. Um sich die für das selbstgesteuerte Lernen notwendigen Lernstrategien anzueignen, sind Freiräume notwendig, wie sie durch verschiedene Formen offenen Unterrichts gegeben sind (z.B. Freiarbeit, Projektunterricht oder Wochenplan). In stark reglementierten und vorstrukturierten Unterrichtsarrangements haben die Schülerinnen und Schüler wenig Gelegenheit, diese Kompetenzen zur erwerben. Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich Lernstrategien unter den Bedingungen eines offenen Unterrichts „zwangsläufig“ entwickeln. Strukturierte und organisierte Hilfen sowie ein notwendiges Maß an Instruktionen unterstützen die Lernenden dabei, diese Kompetenzen zu entwickeln.
„Unsere Antwort auf die Frage, was das Lernen des Schülers in Bewegung setzt, wird lauten: lebendig empfundene Probleme.“ (Aebli) Dabei bezeichnet das Wort „Problem“ im weiteren Sinne das Zweifelhafte, das Fragwürdige, das Widersprüchliche oder auch das Ungewisse. Problemorientierung im Unterricht zielt auf eine von der Lehrperson gestaltete Problemsituation, wobei die Offenheit und Grenzen für die möglichen Lösungswege und Lösungen auf die Lerngruppe abgestimmt sind. Das Lernen wird im Rahmen der Problemorientierung gefördert, indem die Lernenden veranlasst und unterstützt werden, sich mit der Lösung zu befassen. Hierbei wird bestehendes Wissen als Basis für den Erwerb neuen Wissens aktiviert. Aktiv anzuwendende Problemorientierung geht grundsätzlich davon aus, dass Lernen generell ein aktiv-konstruktiver, selbstgesteuerter, situativer und sozialer Prozess ist, wobei, je nach Lerngruppe, nicht zwingend auf Lehrerlenkung und Instruktion verzichtet werden muss. Die im Rahmen des problemorientierten Lernens erworbenen Kompetenzen, sollten für zukünftige Probleme direkt oder indirekt nutzbar sein. Diesen Nutzen sollten die Lernenden im Rahmen einer Reflexion erkennen und verstehen.
Wir gehen grundsätzlich von differenzierten, heterogenen Lerngruppen aus und erkennen somit jeden Schüler und jede Schülerin als eigenständiges Individuum an. Dieses Verständnis umfasst unterschiedliche Potenziale, Bedürfnisse, Interessen, Lernstände, kulturelle, soziale, familiäre und religiöse Hintergründe sowie das Geschlecht. Pädagogisch-didaktische Planungen, die dieser Vielfalt gerecht werden möchten, bedürfen nicht zuletzt differenzierter Lernformen, Zugänge, Aufgabenstellungen und Lösungswege.
[1] nach Meyer, H., Hattie, J.,, Helmke, A., Thees, J.M u.a.
[2] So Prof. August-Wilhelm Scheer, der u.a. in die Hall of Fame der herausragendsten deutschen Forscher gewählt worden ist, im Kölner Stadtanzeiger vom 11./12. November 2017.